Ausführungen von Präsident Heinrich Abletshauser bei der Haupttagung des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz e.V. am 21. Oktober 2016 in Hamburg

Ausführungen von Präsident Heinrich Abletshauser bei der Haupttagung des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz e.V. am 21. Oktober 2016 in Hamburg

Meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Ehrengäste,
liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

diese Haupttagung des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz ist alles andere als eine Routine-Veranstaltung.

Als wir vor einem Jahr in Nürnberg auseinander gingen, was das zwar der Start ins letzte Amtsjahr das amtierenden Präsidiums; für Hamburg waren Wahlen angesagt. Und was den Präsidenten betrifft, darf ich das einfach so sagen: Routinewahlen. Denn wer zweifelte in Nürnberg daran, dass in Hamburg der neue Präsident wie der alte heißen würde: Georg Nüssgens!

Es sollte aber nicht sein! Nach nur einer Amtsperiode musste unser Kollege Georg Nüssgens sein ehrenamtliches Wirken an der Verbandsspitze aus persönlichen Gründen beenden.

Er hat sich diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht hast. Ich darf es mit seinen eigenen Worten sagen. In einem Brief an die Funktionsträger des Verbandes heißt es:

„Die insgesamt zwölf Jahre im Präsidium und die vergangenen vier Jahre als Präsident haben mir viel Freude bereitet. Ich bin überzeugt, dass in diesem Amt viel bewegt und viel Gutes für das Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk erreicht werden kann. Ich schaue daher mit Stolz auf das Geleistete zurück und hätte sicherlich noch viele Ideen für ein weiteres Engagement an der Spitze des Verbandes. Doch bin ich in letzter Zeit zu der Erkenntnis gelangt, dass es für mich künftig erforderlich ist, meine Kräfte mehr auf meine Familie und mein Unternehmen zu konzentrieren.“

Und dafür, meine Damen und Herren, hat wohl jeder vollstes Verständnis.

Ich spreche daher sicherlich in Ihrer aller Namen, wenn ich Georg Nüssgens, der leider heute nicht mehr mit dabei sein kann, zurufe: Dich begleiten unsere besten Wünsche. Und wir danken Dir für Deine bleibenden Leistungen! Denn Georg Nüssgens hat den Verband weiter vorangebracht. Zielstrebig und professionell. Unsere Fachbetriebe sind für die Zukunft gerüstet.

Mein Versprechen lautet: Das neue, gestern gewählte Präsidium, wird diesen Weg weitergehen!

Darauf gründet auch mein Entschluss, dem BVRS als Präsident zu dienen. Um erfolgreiches Arbeiten, Zusammenarbeit mit erfahrenen wie neuen Kräften nahtlos fortzusetzen, Bewährtes zu bewahren, aber auch neue Wege zu gehen, neue Ideen zu bündeln. Ich freue mich darauf, die Zukunft zu gestalten in einem sich immer schneller verändernden wirtschaftlichem und technischem Umfeld. Und darauf kommt es mir ganz besonders an: Miteinander und nicht etwa gegeneinander müssen wir die Zukunft meistern. Nur gemeinsam sind wir stark!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
Ehrenamt und Hauptamt im BVRS können heute auf allen wichtigen Feldern eine erfreuliche Bilanz ziehen. In der beruflichen Bildung beispielsweise haben wir einen gewaltigen Schritt nach vorn getan.
Das Neuordnungsverfahren für den Ausbildungsberuf des Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikers ist erfolgreich abgeschlossen. Mit der „gestreckten Gesellenprüfung“ und der Einführung des eigenen Prüfungsfaches „Antriebs- und Steuerungstechnik“ wurde dafür Sorge getragen, dass unser Ausbildungsberuf für junge Menschen wie für die Ausbildungsbetriebe attraktiv bleibt und sich auch in Zukunft bewährt.

In ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzende flankierende Maßnahmen sind die Initiative zur Überarbeitung des Rahmenlehrplanes für die Meisterausbildung, die engere Kooperation mit den Meisterschulen in Wiesbaden und Ulm und die Entwicklung einer umfassenden Strategie zur Werbung für den Ausbildungsberuf – einschließlich Broschüren, Messestand und eigenem Internetauftritt. Doch zum zufriedenen Zurücklehnen gibt es keinen Grund. Das Thema „Berufsausbildung“ muss auch künftig ganz oben auf unserer Agenda stehen. Die Frage „Wie bekommen wir genügend qualifizierten beruflichen Nachwuchs?“ muss uns auch weiterhin massiv beschäftigen.

Denn unser Beruf wird immer anspruchsvoller; die Anforderungen der Technik immer komplizierter. Ohne qualifizierte Fachkräfte geht es nicht! Auch nicht bei der Betriebsnachfolge. Wir werden immer älter. Jeden Morgen sagt mir das mein Spiegelbild mit aller Deutlichkeit!

Wir müssen für Nachfolger sorgen, und das sind eben nicht mehr nur Familienangehörige. Die qualifizierten Fachkräfte müssen vermehrt an die Unternehmensführung herangebracht werden. Fachkräfte-Sicherung heißt auch, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Möglichkeiten zu erschließen.

Nach offiziellen Angaben leben 1,5 Millionen Flüchtlinge in unserem Land.

Bis zu 500.000 werden wohl eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erhalten, mit Nachzugsmöglichkeiten für Familienangehörige. Deren Integration ist nicht nur eine gesellschaftspolitische Aufgaben ersten Ranges, sondern auch eine außerordentlich gute Chance zur Nachwuchssicherung! Wir müssen sie nutzen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren!
Qualifizierte Ausbildung und technische Perfektion – das ist die Erfolgsbasis unserer Fachbetriebe. Daran muss sich die Arbeit des BVRS stets orientieren.

Das ist mir persönlich ein umso wichtigeres Anliegen, als die Verbandsarbeit – wie sich ja gerade erst eindringlich gezeigt hat – vor allem auch an der Lösung der technischen Probleme, an der Technik- Beratung schlechthin gemessen wird. Die Liste neuer technischer Verbandsleistungen ist lang!

Sie beinhaltet beispielsweise die Überarbeitung mehrerer Lehr- und Arbeitsblätter, von zahlreichen Technischen Richtlinien oder die Erstellung eines neuen Leitfadens Befestigungstechnik sowie die Herausgabe eines umfassenden Fachregelwerks für das R+S- Handwerk. Intensive Mitarbeit war bei der Neuauflage der gemeinsamen Richtlinie Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Wärmedämmverbundsystemen und Trockenbau“ zu leisten. Es ist die nicht ganz leichte Aufgabe unseres Technischen Kompetenzzentrums, die Brancheninteressen in diesem wichtigen gewerkeübergreifenden Standardwerk zu wahren.

Und ganz aktuell: Es konnte im zuständigen Normungsgremium verhindert werden, dass ein Streichungsantrag für die im RS-Handwerk unverzichtbare DIN V 18073 eine Mehrheit erhielt. Wir haben jetzt die Chance, diese Norm grundlegend zu überarbeiten und an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Viel ist also vom TKZ geleistet worden. Aber es ist auch Kritik laut geworden, der wir Rechnung tragen müssen und auch wollen. Ein neues, zukunftsweisendes Konzept für unsere technische Arbeit ist unverzichtbar.

Wir setzen dabei natürlich erst einmal auf unsere eigenen vorhandenen Kräfte, die eine hoch engagierte und vielerorts anerkannte Arbeit leisten. Die Anforderungen werden jedoch noch weiter anwachsen. Deshalb verschließen uns auch nicht dem mehrfach an uns herangetragenen Wunsch, weitere externe Hilfe dafür zu generieren. Das TKZ muss zu alter Sicherheit und Schlagkraft finden. Hohe Qualifizierung und Einsatzbereitschaft sind dort unverzichtbar.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
auf guten und richtigen Wegen sind wir im Bereich der Kommunikation. Mit der Neupositionierung des Rollladen- und Sonnenschutztags – weg vom Tag der offenen Tür, hin zum Medien-Ereignis mit entsprechender öffentlicher Wahrnehmung –  wurde der Aktionstag zukunftsfähig gestaltet und die Medienresonanz auf einem gutem Niveau gehalten. Fortschreiben konnten wir die Erfolgsgeschichte der PR-Kampagne. Das neue Konzept mit der Aufnahme weiterer Themen wie Ausbildung und Hausautomation sowie der stärkeren Ausrichtung auf elektronische Medien ist stimmig, weil zeitgemäß und erfolgversprechend.
Und was das weite Feld der digitalen Medien betrifft, sind mit dem kompletten Relaunch aller unserer Internetauftritte die umfassenden und modernen Informationsmöglichkeiten für unsere Mitglieder, die Öffentlichkeit, Journalisten oder Berufssuchende konsequent dem Nachfrageverhalten dieser so unterschiedlichen Zielgruppen angepasst worden.

Eine erhebliche Erweiterung der digitalen Kommunikation wurde darüber hinaus mit der eigenen Präsenz für Endverbraucher bei facebook geschaffen. Sie wird erfreulich breit genutzt, auch von Mitgliedsbetrieben, die für ihre eigenen facebook-Seiten Beiträge übernehmen. Wir sind digital up to date. Und wir wollen das bleiben! Das heißt aber auch, dass es noch sehr viel zu tun gibt.

Wir stehen vor einer digitalen Revolution, an der kein Betrieb vorbeigehen kann! Nicht umsonst ist für das Handwerk als Wirtschaftsgruppe in engem Zusammenspiel mit der Politik ein Kompetenzzentrum Digitales Handwerk geschaffen worden. Seine Aufgabe ist es, Fach- und Führungskräfte von Handwerksbetrieben über die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien zu informieren und bei der praktischen Umsetzung im eigenen Betrieb zu unterstützen. Das gilt für die Digitalisierung der Geschäftsprozesse, die digitale Kundenkommunikation, die Vernetzung der Produktion mit den Kunden bis hin zur Etablierung neuer digitaler Geschäftsmodelle. Das ist Aufbruch in eine neue Zeit. Wer nicht mithält, wird es schwer haben – sehr schwer!

Nur umso mehr werden wir gerade auch auf diesem Felde für unsere Mitgliedsbetriebe da sein und alle Register ziehen! Kontakte zum Kompetenzzentrum Digitales Handwerk sind schon geknüpft, hier kann ich mir durchaus spannende Kooperationsprojekte vorstellen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
der Blick auf Fortschritte und Erfordernisse in den Schwerpunktbereichen unserer Verbandsarbeit beweist: Es ist viel getan worden, aber es bleibt noch viel zu tun. Die aktuelle Lage der RS-Fachbetriebe ist zwar ausgesprochen gut; es bestehen günstige Rahmenbedingungen: niedrige Zinsen, hohe Kaufkraft, steigende Nachfrage für Wertsteigerung bei Immobilien. Das alles drückt sich in äußerst positiven Konjunkturdaten für unsere Betriebe aus: Bei Umsatz und Beschäftigung, bei Reichweiten, Investitionen und dem Geschäftsklimaindex. Doch die Binsenweisheit kennt jeder, dass dem Hoch auch Tiefs folgen werden. Manchmal sogar mit Starkregen, Hagel und Hochwasser, wie wir das in diesem Sommer mehrmals erleben mussten.

Worauf kommt es für uns an, was ist unverzichtbar angesichts der doch mit erheblichen Risiken behafteten Konjunkturaussichten? Wird es politischen Stillstands vor und – bei neuen Konstellationen – nach den Bundestagswahlen geben? Welche Folgen haben die Flüchtlingskrise, der Brexit und die Krise der EU?

Auf meiner Agenda steht auch nach wie vor die Revision der Deutschen Handwerksordnung ganz oben – und das heißt für uns die Rückkehr in die Anlage A, in die Meister-Klasse. Das ist angesichts vielfältiger politischer Signale, wie etwa seitens der CDU-Mittelstandsvereinigung, durchaus kein vergebliches Bemühen mehr.

Die politische Bereitschaft wächst, die offensichtlichen Fehler von 2004 zu korrigieren. Sicherlich: Wir brauchen einen langen Atem. Derzeit geht es eher darum, auf europäischer Ebene die Idee der Meisterpflicht insgesamt gegen eine übertriebene Liberalisierung zu verteidigen. Aber auf unserer Agenda bleibt die Rückkehr zur Meisterpflicht für das Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk auf alle Fälle.

Unverändert hohen Rang hat für mich auch die weitere Erschließung und Sicherung der Zukunftsmärkte. Ich spreche von den Megatrends Energieeinsparung, Sicherung des eigenen Heims, Erhöhung des Komforts durch Automatisierung für alle Lebensalter. Hier müssen die Marketingaktivitäten unserer Mitgliedsbetriebe und deren Zulieferer wirksam ergänzt werden durch eine überzeugende Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel, durch clevere Nutzung der Kapazitäten von ZDH und Bundesvereinigung Bauwirtschaft.

Das alles fordert dazu heraus, alles zu tun, was die Schlagkraft des BVRS weiter erhöht: Die Optimierung der Verbandsstrukturen sowie die Weiterentwicklung der Dienstleistungsangebote von Verband und Innungen sind das Gebot der Stunde. Und das heißt auch: Intensivierung des Zusammenwirkens von Verband und Innungen. Gute Möglichkeiten gibt es da in Fülle, die ich gerne in nächster Zeit mit meinen Präsidiumskollegen sowie den zuständigen Fachausschüssen diskutieren möchte.

Ich denke da etwa an einen Leitfaden für Obermeister, einen Referentenpool für Innungsversammlungen, die Schaffung eines Beraterpools von Betriebsinhabern im Ruhestand sowie einen „RS- Check“ als standardisiertes Wartungsangebot von Innungsbetrieben, um nur einige Beispiele zu nennen, wohin die Reise gehen könnte. Hierüber möchte ich mit unseren Mitgliedsinnungen so schnell wie möglich ins Gespräch kommen.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, in den nächsten Monaten alle Innungen zu besuchen und mit deren Vorständen und Geschäftsführungen ein ausführliches Gespräch zu führen. Hiervon erhoffe ich mir wichtige Impulse für meine Arbeit als Ihr Präsident.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
der Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz hat in 55 Jahren viel gewonnen und deshalb auch viel zu verlieren. Als Vereinigung der Fachbetriebe des Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerks ist er gefragter und allgemein anerkannter Repräsentant der gesamten Sonnenschutzbranche.

Wir sind wer!

Nämlich Vordenker, Innovationsmotor und erster Ansprechpartner der Politik. Und dabei natürlich für unsere Mitglieder Partner und professioneller Dienstleister auf allen Marktfeldern. Darauf bin ich stolz und das muss so bleiben. Dafür werde ich als Präsident des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz mit aller Kraft arbeiten!

Ich danke Ihnen!